Kernkraftwerk Stendal

Das Kernkraftwerk Stendal ist ein nicht fertiggestelltes und teilweise abgerissenes Kernkraftwerk. Es wurde in der DDR in der Gemeinde Niedergörne im damaligen Bezirk Magdeburg nahe der Ortschaft Stendal erbaut und sollte zudem das größte Kernkraftwerk in der DDR werden. Nach der Fertigstellung wäre die Anlage mit einer Gesamtleistung von 4000 Megawatt, gesamtdeutsch betrachtet auch das größte Kernkraftwerk, in Deutschland geworden.

Die Planungen für das dritte DDR-Kernkraftwerk im Bezirk Magdeburg wurden in einen Beschluss auf dem 8. Parteitag der SED aufgenommen. Bereits 1974 hatte man Kontakt zu der Sowjetunion aufgenommen, da man sich für insgesamt zwei Reaktoren des Typs WWER-440/213 interessierte. In seiner ersten Planungsphase trug das Kraftwerk den Namen "KKW III" später "KKW Magdeburg" und letzlich mit seiner Firmengründung am 01.01.1975 "VEB KKW Stendal". Der Bau von zwei 1000-MW-Blöcken wurde im Protokoll Nr. 5 von den staatlichen Organen der DDR und der UdSSR im September 1979 endgültig beschlossen. In der ersten Baustufe wurde am 1. Dezember 1982 mit dem Block 1 begonnen. Baubeginn für Block 2 war am 1. Dezember 1984. Die Blöcke 3 und 4 blieben vorerst in der Planungsphase. Der Block 1 des Kraftwerkes sollte zwischen September und Dezember 1991 ans Netz gehen, Block 2 zwischen April und Juni 1993. Die Betriebsaufnahme für Block 3 war zwischen September und Dezember 1996 vorgesehen und für Block 4 nach 1996. Typisch für diese und ähnliche Anlagen russischer Bauart sind die zwei Kühltürme pro Reaktorblock (170.000 m³/h), insgesamt waren im KKW Stendal also in der letzten Ausbaustufe acht Kühltürme geplant, sowie das mit dem Reaktorgebäude verbundene Maschinenhaus.

Die Kühltürme sollten eine Überhitzung der Elbe verhindern. Sie waren mittels Rohrleitungen mit 2,6 m Durchmesser mit den Hauptkühlwasserpumpen jedes Blockes verbunden. Geplant war unter anderem auch ein Zwischenkühlkreislauf, da die Elbe nicht genug Wasser aufbringt, um alle vier Reaktoren zu kühlen. Zusätzlich war ein Nebenkühlwassersystem vorgesehen, das über Sprühteiche versorgt werden sollte. So stellte jeder Block eine autonome Arbeitseinheit dar. Der Turbosatz bestand aus einer Turbine und einem Generator TBB-1000-2 je Block. Die erzeugte elektrische Energie sollte über das 3,5 km entfernte Umspannwerk Schwarzholz in das 220/380-kV-Verbundnetz der DDR eingespeist werden. Ein Novum bei der Anlage in Stendal stellte das vom Schwermaschinenbaukombinat Magdeburg in Verbindung mit dem Moskauer Planungsbüro für Reaktortechnik modifizierte Containment dar. Dieses sollte in einer neuartigen Stahlzellenverbundtechnik produziert werden, wodurch es sich von den russischen Anlagen gleichen Bautyps unterschied. Nach der Wiedervereinigung wurde am 17.09.1990 vorläufig und endgültig 01.03.1991 der Bau der beiden begonnenen Blöcke aufgrund genereller Sicherheitsmängel der sowjetischen Reaktorbaureihe eingestellt. Block 1 war zu 85 Prozent und Block 2 zu 15 Prozent fertiggestellt. Die drei existierenden Kühltürme mit je 150 Metern Höhe wurden 1994 und 1999 gesprengt. Der oberirdische Verbindungsgang (typisch für russische Kernkraftwerke aller Bauarten), der alle Kraftwerksgebäude miteinander verband, wurde größtenteils abgerissen. Teile der beiden Reaktorgebäude und das Dieselgeneratorengebäude stehen noch. Der Reaktordruckbehälter wurde 1990/1991 im Zuge der Stilllegung der Baustelle in Hamburg zerlegt und verschrottet. Auf einem Teil des Geländes befindet sich heute ein Industriepark mit einem Zellstoffwerk und dem Feuerwehrtechnischen Zentrum des Landkreises Stendal. Sämtliche Reaktorgebäude werden derzeit abgerissen.


Standort: Sachsen-Anhalt / Germany

Eigentümer: Energiewerke Nord GmbH

Fotos: Andre901 (Aufnahmen aus der Bauzeit)

Status: Abriss

Quelle: Wikimedia Foundation Inc.

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